Lusoriae – Patrouillenboote der Spätantike

Navis Lusoria

Antoninian des Postumus mit Navis Lusoria auf dem Revers (RIC 144)

Um 260 n.Chr. tauchen immer mehr Münzen des Kaiser Postumus (259/60-269 n.Chr.) auf, die auf ihrer Rückseite (Revers) Kriegsschiffe abgebildet haben. Diese Münzen ließ der Kaiser des sogenannten Gallischen Sonderreiches in Köln prägen. Sie sind ein Hinweis auf die Einführung eines neuen Schiffstyps, welcher im Gebiet um Rhein und Donau beheimatet war. Im Unterschied zu bisherigen, gängigen Schiffsdarstellungen auf Münzen weißen die Schiffe der neuen Münzen zumeist vertikale Steven auf, an die nach vorne anstelle des Sporns und des Obersporns zwei rechteckige, übereinandergesetzte Fortsätze anschließen, und der horizontal verlaufende Dollbord mit einer in einer Ebene angeordneten Riemen. Das in einem Knick ansetzende, zumeist gerade aufsteigende Heck wirkt eher künstlich auf den Dollbord aufgesetzt. Doch nicht nur aus den Münzen ist der Typ navis lusoria bekannt, sondern er begegnet uns auch in zahlreichen antiken Schriften.

Der Schiffstyp navis lusoria (lateinisch für spielerisches oder tänzerisches Schiff) war ein Kriegsschiff der späten römischen Kaiserzeit, welches besonders für Patrouillenfahrten auf Flüssen eingesetzt wurde. Als schlankes Ruderboot mit zusätzlichem Segel ausgestattet, ermöglichte es ein schnelles militärisches Eingreifen. Besondere Bedeutung spielten sie an den Grenzflüssen Rhein und Donau, da sie hier ein Bestandteil der Verteidigung des „nassen Limes“ darstellten. Die Einführung der navis lusoria an Rhein und Donau ermöglichte hierbei eine erhebliche Aufstockung des militärischen Schiffsparks, denn anders als die zuvor eingesetzten Liburnen und Triremen mit 60 bis zu 100 Mann Besatzung, konnte die schlanke Lusoria mit gerade einmal 30 Mann Besatzung gerudert werden. An den Flüssen, auf denen ein schnelles Übersetzen des Feindes verhindert werden musste und der Transportverkehr abgesichert werden musste, spielte neben der Geschwindigkeit der Schiffe eben auch die Dichte der Schiffsverteilung eine wesentliche Rolle.

Zeichnung des Limes. Deutlich wird hier, welchen großen Umfang der „nasse Limes“ einnahm.

Funde der Mainzer Schiffswracks

Als ein richtiger Glücksgriff für die experimentelle Archäologie und die Erforschung der römischen Militärschifffahrt auf Rhein und Donau erwies sich der Fund von insgesamt fünf spätantiken Schiffsresten im Bereich des im Bau befindlichen Hotelkomplexes Hilton II in Mainz im November des Jahres 1981. Das Einmalige an diesem Befund bestand darin, dass es sich in vier Fällen um zum Teil sehr gut erhaltene Wracks von Militärruderschiffen handelte, die sich – wie nachträgliche Untersuchungen ergaben – alle wahrscheinlich dem Typ navis lusoria zuordnen lassen.

Im Gegensatz zu Funden von Frachtbootresten, die sehr oft mit schwerer Ladung auf den Grund des Meeres oder der Flüsse sanken und bis dato keine Seltenheit waren, war die Fundlage bei militärischen Galeeren im Allgemeinen eine andere. So stellte der Fund in Mainz mit seinem Gesamtbefund eine große Chance in der Erforschung der römischen Militärgaleeren dar, da sich ein Kriegsschiff vom Typ navis lusoria zum ersten Mal vollständig rekonstruieren ließ.

In situ-Befund der Schiffswracks in Mainz

Arbeiten bei der Erfassung der Wracks

Regina

Der navis lusoria Nachbau Regina

Nachbau

Rekonstruktionszeichnung nach Dr. Olaf Höckmann

Der erste Nachbau einer Lusoria nach den Mainzer Wrackfunden basierend auf den Plänen von Olaf Höckmann fand 2003 in Regensburg statt. Anstoß zu diesem damals ungewöhnlichen Vorhaben kam eher zufällig und von unerwarteter Stelle: Eine Gruppe Studierender aus dem Bereich der philosophischen Fakultät hattten es sich zum Ziel gesetzt, in originalgetreuer Ausrüstung und Bewaffnung der Regensburger Garnison, der Legio III Italica, im Spätsommer 2004 einen „Marsch nach Rom“ zu wagen. Um die Finanzierung dieses Projektes zu bewerkstelligen. erarbeitete der Lehrstuhl für Alte Geschichte zusammen mit den Studierenden das Konzept, den geplanten Marsch mit einem öffentlichkeitswirksamen Nachbau eines schwimmfähigen Mainzer Kriegsschiffs zu verknüpfen. Grundlage hierfür bildeten die von Olaf Höckmann, der maßgeblich an der Erforschung der Mainzer Schiffswracks beteiligt war, erstellten Rekonstruktionszeichnungen und Linienrisse von 1998. Nach diesem Plan wurde zwischen Juli 2003 und April 2004 in Regensburg das Schiff unter der finanziellen Unterstützung der Klosterbrauerei Weltenburg nachgebaut.

Die Regina mit fertiger Beplankung…

…während der Arbeiten am Decksaufbau

Das gebaute Schiff hatte eine Länge von 21,70m bei einer Breite von 2,74m. Da die Lusoria wie ihr antikes Vorbild aus Eiche gebaut wurde, wog sie am Ende ca. 5,1 Tonnen. Der Typ der navis lusoria wurde als Kriegsschiff nicht nur gerudert, sondern konnte auch gesegelt werden. Das Rahsegel der Rekonstruktion war 25 qm groß. Hauptantrieb des Schiffes stellten allerdings die Ruderer dar, von denen 32 Platz auf der navis lusoria dieses Typs fanden. Zusätzlich kann man davon ausgehen, dass maximal 8 Bordsoldaten und zwei Segelmeister sowie ein Steuermann auf dem Schiff Platz gefunden haben. Der Vordersteven des Schiffes weist keinen Rammsporn im herkömmlichen Sinne auf, stattdessen scheint die Bugspitze als stumpf endendes „Embolon“ völlig ausreichen gewesen zu sein, um die damaligen Nachen und Flusskähne der jenseits der Flussgrenze siedelnden Germanen im massiven Rammeinsatz zum Kentern zu bringen. Eine besonderer Herausforderung stellte die Rekonstruktion der antiken Nägel dar. Für das Projekt wurden 4.300 Schiffsnägel handgeschmiedet. Zum Ende der Bauphase wurde das Schiff noch zusätzlich gestrichen. Zwar gibt es durchaus historische Belege dafür, dass die Römer ihre Taue, Segel und Schiffe einfärbten, um nicht sofort vom Feind erkannt zu werden, allerdings gibt es keine Hinweise auf ein solches Vorgehen in Bezug auf die Mainzer Schiffsfunde. Die Bemalung des Regensburger Schiffes in blau und rot war hierbei vor allem eine Konzession an den Hauptsponsor. Da die Färbung keinerlei Auswirkung auf die Leistung des Schiffes hatte, war eine solche Entscheidung von wissenschaftlicher Seite aus vertretbar. Die Lusoria wurde am 2. Juli 2004 per Spezialtransporter auf der Donau zu Wasser gelassen und am 1. August 2004 auf den Namen REGINA getauft, eine Homage auf ihren Standort.

Die Regina im Test in Lackierung des Sponsors, der Klosterbrauerei Weltenburger

Testfahrten

Die ersten Testfahrten der Regina konzentrierten sich vor allem darauf, erst einmal das Rudern zu lernen. Im ruhigen Gewässer der Naab konnten interessierte Besucher und nicht zuletzt Schulklassen „mitrudern“, sofern eine Grundbesatzung von 4-6 erfahrenen Besatzungsmitgliedern die Abläufe an Bord koordinierten. Dies stellt bereits ein wichtiges Indiz hinsichtlich der Funktionalität des Schiffstyps dar, dessen Besatzung offenbar ohne monatelanges Training einsatzbereit gemacht werden konnte. Insgesamt haben die ersten Testfahrten gezeigt, dass man mit einer navis lusoria problemlos über einige Stunden zügige Marschfahrt durchhalten kann.

Die Mannschaft der Regina beim Test unter Riemen

Die Soldaten, die am „Nassen Limes“ stationiert waren, bildeten als Landsoldaten die gesamte Crew der navis lusoria. Aus wissenschaftlicher Sicht stellte sich daher die Frage, wie lange es dauerte, eine solche Mannschaft aus „Landratten“ auf dem spätrömischen Militärschiff anzulernen. Um eine valide Messung zu garantieren, meldeten sich Studierende aus Hamburg zu einer einwöchigen Exkursion nach Regensburg. Sie konzentrierte sich hierbei auf das Erlernen erster grundlegender Manöver und auf eine Steigerung der Geschwindigkeit. Dass ein Vergleich nur bis zu einem gewissen Maße möglich ist, zeigt die praktische Tatsache, dass römische Soldaten im Schnitt deutlich kleiner als heutige Studierende waren, daher kamen sie mit den für heutige Körpergrößen relativ eng angeordneten Duchten besser zurecht. Zusätzlich übertrafen sie bezüglicher ihrer körperlichen Fitness die meisten modernen Menschen. Bei der ersten Fahrt dauerte die Eingewöhnungsphase 144 Minuten, bei denen die Studierenden eine Strecke von 8,6km bei einer Spitzengeschwindigkeit von 3,5kn (6,5km/h) erreichen konnten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug hierbei 2,45kn (4,53km/h). Dies zeigte, dass sich selbst mit einer gänzlich unerfahrenen Besatzung und nur ein bis zwei einigermaßen kundigen Schiffsführern an Bord eine navis lusoria problemlos beherrschen lässt, solange die Strömungs- und Windverhältnisse nicht gerade besonders heikel sind. Die Spitzengeschwindigkeit, die die Studierenden aus Hamburg erreichten, lag bei 5,8kn (10,7km/h).

Beim Fahren unter Riemen ist ein synchrones Schlagen der Mannschaft wichtig

Der nächste Schritt bestand darin, die Segelfähigkeit des Schiffes zu testen. Ausgestattet mit verschiedenen Testinstrumenten wurde die Regina am 24. Juni 2006 gesegelt. Auch bei schwachem Wind war es problemlos möglich gegen die Strömung zu segeln, ohne dass zusätzlich die Ruder eingesetzt werden mussten. Dadurch konnte man bei achterlichen Winden auf Rudern zum Vortrieb verzichten. Dies hat schon die antike Besatzung enorm entlastet und bestätigt Nachrichten wie die bei Ammianus Marcellinus und Zosimos über die enormen Strecken, die man beispielsweise auf der Donau binnen kürzester Zeit zurücklegen konnte.

Die Regina auf der Donau

Ergebnisse der Tests

Die Relevanz der navis lusoria als Grenzverteidigung gegen die siedelnden Barbarenstämme ist häufig in antiken Quellen belegt. Umso wichtiger für das Verständnis der spätantiken Verteidigungsstrategien ist es daher, fehlende Informationen bezüglich des Schiffstyps über das Experiment zu gewinnen. Bei den Testfahrten mit der Regina stand neben dem systematischen Gewinn valider Daten zur Leistungsfähigkeit des Schiffes nicht zuletzt auch das haptische Moment im Vordergrund. Die Ergebnisse der Ruderversuche der Hamburger Studierenden zeigten, dass die Lusoria selbst für eine ungeübte Besatzung schnell zu beherrschen war. Als herausragende Erkenntnis kann vor allem die Tatsache festgehalten werden, dass die Lusoria mit ihrem Segelapparat erstaunlich hoch an den Wind herangehen kann. Schließlich können die bei der Erprobung des Schiffes gewonnenen Leistungsdaten und Erfahrungen als grundlegend angesehen werden. Sie zeigen, wie effektiv die Lusorien die Kontrollfarhrten auf den Grenzströmen durchführen konnten, und dass die Reichszentrale das spätantike Verteidigungssystem zu Lande mit einem gänzlich anderen zu Wasser kombinierte. Mithilfe von Hunderten von Lusorien suchte man auf römischer Seite die Flüsse abzuschotten, und dies gelang offenbar erstaunlich gut, solange man genügend Schiffe und Besatzungen zur Verfügung hatte.

Lusoria Rhenana

Die Lusoria Rhenana bei Tests auf dem Rhein

Nachbau

Der Nachbau und die Testreihen mit der Regina brachten für die Erforschung der Grenzverteidigung der römischen Spätantike sowie für die grundlegende Untersuchung der römischen Flussschiffe wichtige Erkenntnisse. Weitere Forschungen zu den Wrackfunden, insbesondere durch Dr. Ronald Bockius, ergaben in der Folge jedoch, dass der Nachbau der Regina vier Meter zu lang war. Die ursprüngliche Fehleinschätzung durch Dr. Olaf Höckmann resultierte schlicht aus der Tatsache, dass bei keinem der Mainzer Wracks der Kiel in voller Länge erhalten geblieben ist und daher bei Rekonstruktionsversuchen die Schiffslänge möglichst plausibel erschlossen werden musste.

Basierend auf neuen Plänen und Linienrissen durch Ronald Bockius wurde daher 2011 eine neue 1:1-Rekonstruktion unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Schäfer in Germersheim gebaut. Anstoß hierfür gaben Ralph Lehr, der Personalchef der Kreisverwaltung und Landrat Fritz Bechtel aus Germersheim. Diese hatten, nachdem sie vom Nachbau aus Regensburg erfahren hatten, die Idee ebenfalls eine Lusoria für den Rhein zu bauen. Hierfür nahmen sie Kontakt zu Christoph Schäfer auf, um zu gewährleisten, dass es sich um einen authentischen Nachbau handelte. Durch diesen sollte sich für die Wissenschaft die Möglichkeit ergeben, eine Lusoria diesmal anhand der neueren Forschungserkenntnisse nachzubauen, damit umfangreiche Tests durchzuführen und hieraus wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.

Bild vom Innenausbau des Schiffes nach Fertigstellung der Beplankung.

Aufbau der sogenannten Mallen, welche das Skelett für den Bau des Schiffrumpfes bilden.

Abdichten der Außenbeplankung

Die Lusoria Rhenana mit fertigem Decksaufbau

Der eigentliche Nachbau begann nach umfangreichen Vorarbeiten mit der feierlichen Kiellegung unter Beteiligung des Landrates Dr. Fritz Brechtel sowie Prof. Dr. Wolfang Klooß, dem Vizepräsidenten der Universität Trier am 08. Januar 2010. Die Bauarbeiten standen abermals unter der Fachaufsicht des Bootsbaumeisters Matthias Helterhoff. Das Schiff wurde ebenfalls im sogeannten shell-first Verfahren mithilfe von Mallen als Schablonen gebaut. Die Bugzier wurde wie bereits bei der Regina von Lukas und Alfred Böschl gestaltet. Am 14. April 2011 wurde das Schiff zum ersten mal gewassert und anschließend intensiv wissenschaftlich getestet. Nach den Tests erfolgte schließlich die feierliche Taufe auf den Namen Lusoria Rhenana. Dieser stellt eine Verbindung zwischen dem Schiffstyp navis lusoria und dem Operationsgebiet, also dem „pater rhenus“, dar. Taufpatinnen des Schiffes waren Alexa Sauer sowie Katja Krell.

Alexa Sauer als “Vertreterin der Antike“ (links) und Katja Krell als „Vertretrin der Moderne“ (rechts) bei der Taufe der Lusoria Rhenana.

Die Lusoria Rhenana im Test

Die Tests zur Lusoria Rhenana starteten am 02. Mai 2011. Während der drei folgenden Testwochen wechselten sich Crews bestehend aus Studierenden und Mitarbeitenden der Universität Trier, der Universität Straßburg sowie der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg mit angehenden Offiziersanwärtern und Anwärterinnen auf der Lusoria Rhenana ab. Die beiden Astrophysikern Dr. Chris Wawrzyn (TU Hamburg-Harburg) und Dr. Moritz Günther (MIT) begleiteten gemeinsam mit Prof. Dr. Christoph Schäfer und Gerrit Wagener die Versuchsreihe.

Die Besatzung aus Studierenden und Mitarbeitenden der Universitäten…

… sowie die Gruppe der Ofiziersanwärter:innen beim Fahren unter Riemen im Test.

Wie bei den Tests zur Regina auch, sollte die Lusoria Rhenana unter Riemen- und Segelantrieb auf seine Leistungsfähigkeit getestet werden. Im Zuge der Testwochen 2011 kam es hierbei leider zu einem Mastbruch, sodass Segel und Takelage komplett über Bord gingen. Zwar konnte das Material geborgen werden und eine schnelle Reparatur erfolgen, die Testreihen unter Segel konnten letztlich aber nicht komplett wie geplant stattfinden. So lieferte die erste, dreiwöchichge Testreihe zwar wichtige Erkenntnisse insbesondere zu den Rudereigenschaften und durch die verschiedenen Testgruppen auch zu Fragen der Eingewöhnung der Schiffsmannschaften auf dem Schiffstyp. Für eine genaue Untersuchung der Segeleigenschaften wurde aber einei zweite Testreihe vom 14.-19. Mai 2012 durchgeführt.

Die Testcrew 2012

Die Lusoria Rhenana im Test unter Segel

Ergänzend zu den bisherigen Untersuchungen fand Anfang September 2012 eine weitere, letzte Versuchsreihe mit der Lusoria Rhenana und ihrem Pendant der frühen Kaiserzeit, der Victoria vom Typ Oberstimm I (mehr zu diesem Typ unter Victoria) statt. Hierbei wurde sich besonders auf den limitierenden Faktor Mensch konzentriert, denn ein Ruderschiff kann nur so schnell sein, wie es von seinen Ruderern angetrieben wird. Unter der Leitung von Dr. Albert Fromme, Dr. Lothar Thorwesten sowie Prof Dr. Klaus Völker vom Institut für Sportmedizin des Universitätsklinikum Münster wurden die Vitalwerte zwanzig erfahrener Sportruderer:innen überwacht und aufgezeichnet, um hieraus durch die Ermittlung der Laktatkonzentration und Herzfrequenzen der Proband:innen  Rückschlüsse auf die erreichbaren Maximalgeschwindigkeiten unter Riemen zu erhalten.

Laktatabnahme auf der Galeere

Die Rudermannschaft während der medizinischen Tests

Ergebnisse der Tests

Wie bereits bei der Regina, hat sich im Test der Lusoria Rhenana gezeigt, dass eine unerfahrene Crew den Umgang mit dem Flusskriegsschiff sehr schnell erlernen kann und es möglich, war mehrere Manöver zu rudern und zu segeln. Die Gruppe aus Studierenden und Dozierenden erreichte einen Wert von 5,25kn (9,72km/h) mit dem 6t schweren Fahrzeug und war in der Lage, das Schiff binnen 44s um 180 Grad zu drehen und auf Gegenkurs zu bringen. Bei allen Gruppen zeigte sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase eine deutliche Steigerung der koordinierten Abläufe und höhere Geschwindigkeiten. Bemerkenswert waren vor allem die Testfahrten mit der Bundeswehr, die als eine Art Kontrollgruppe fungierte. Ziel war es hierbei, Rückschlüsse  im Hinblick auf den Wert einer militärischen Ausbildung im Umgang mit dem Typus lusoria zu ziehen. Wie die römischen Feldsoldaten hatten die Offiziersanwärter:innen keine Rudererfahrung, doch durch ihre körperliche Fitness, den geübten Umgang mit Befehlen und der Fähigkeit, sich mit den anderen Rudernden abzustimmen, konnten sie sich vergleichsweise schnell auf dem Schiff eingewöhnen. Ihre Spitzengeschwindigkeit ohne Mast und Takelage lag bei 6,08kn (11,26km/h).

Beim Segeln zeigte sich, dass die Lusoria Rhenana nicht nur bei achterlichem und raumem Wind, sondern auch bei halbem Wind und sogar bei Amwindkurs noch einen Vortrieb verzeichnen konnte. Wie auch bei der Regina konnte damit bewiesen werden, dass das Segel der naves lusoriae nicht nur als Hilfsbehelfssegel, sondern vielmehr als vollwertiger zweiter Antrieb fungierte und so eine effektive und kräfteschonende Alternative darstellte.

Die medizinischen Vergleichsfahrten zeigen, dass die lusoria deutlich langsamer ist als die Victoria. Bereits bei langsamen Tempo konnte die Crew auf dem Nachbau von Oberstimm I die maximale Geschwindigkeit der Lusoria Rhenana erreichen, was aber nicht verwundert, schließlich ist diese deutlich schwerer und hat höhere Widerstandswerte und eine größere Eintauchtiefe. Auch bei der Durchschnittsgeschwindigkeit liegt die Victoria (5,10kn bzw. 9,45mh/h) vor der Lusoria Rhenana (4,48kn bzw. 8,35km/h).

Die Lusoria Rhenana vom Typ lusoria (gelbe Crew) und die Victoria vom Typ Oberstimm I (blaue crew) bei gemeinsamer Testfahrt

Die Lusoriae  in der Schiffbauversuchsanstalt

Für weitergehende Untersuchungen wurden maßstabsgetreue Rumpfmodelle beider Rekonstruktionen in der Schiffbauversuchsanstalt Potsdam gGmbH unter der Leitung des Bereichsleiters Widerstand und Propulsion Rainer Grabert in Flachwasserfahrten getestet. Ziel war es, anhand der Widerstandswerte der Schiffsrümpfe festzustellen, wie leistungsfähig die antiken Schiffe waren.

Rumpfmodell der Regina im Schlepptank der SVA Potsdam

Rumpfmodell der Lusoria Rhenana im Schlepptank der SVA Potsdam

Die Ergebnisse der SVA sprechen eindeutig für die Schiffbaukunst der Römer! Es konnte gezeigt werden, dass diese bereits vor circa 2000 Jahren auf einem hohen Niveau war. Beide Schiffe weisen eine sehr gestreckte und schlanke Bauform auf und haben damit eine geringe Wellenbildung. Auch wenn die Lusoria I (Regina) einen größeren Widerstand aufweist als die Lusoria Rhenana, liegt sie bezogen auf die Verdrängung und die damit zugrunde gelegte Zuladung vorne. Was jedoch die Leistungsfähigkeit der beiden Schiffe angeht, ist die Lusoria Rhenana das bessere Schiff. Mit weniger Ruderern erreicht sie eine bessere Performance.

Pressespiegel

Römerschiff will ins Wasser

„Was macht die „Lusoria“ im Winter? Im Setzfeldsee bei Neupotz ist sie noch nicht, aber bald. Ein Besuch im Winterquartier“

Link zum Artikel bei Die Rheinpfalz

Rudern wie die Römer

„Auf dem Setzfeldsee bei Germersheim kann man auf einem römischen Kriegsschiff fahren udn ganz nebenbei erfährt man auch viel Wissenswertes über die Römer und ihr Leben. Man braucht aber gute Arme dafür…“

Link zum Artikel beim Saarländischen Rundfunk

Römisches Kriegsschiff auf dem Rhein

„Der Nachbau eines römischen Kriegsschiffes vom Typ „Navis Lusoria“ lässt die Spätantike lebendig werden. Wissenschaftler und Studierende der Universität Trier haben maßgeblich dazu beigetragen.“

Link zum Artikel beim Trierischen Volksfreund

Römisches Kriegsschiff kreuzt im Dienst der Wissenschaft

Trierer Professor Christoph Schäfer betreut Nachbau einer „Navis Lusoria“

Link zum Artikel auf Archaeologie Online